Prof. Dr. phil. Agelo Garovi: MUSIK NACH DER REFORMATION

Seit 1520 breitete sich in Zürich, Basel, Bern und Genf die Reformation aus. Damit änderte sich in den reformierten Orten auch das Musikver- ständnis. Ulrich Zwingli ist für seinen restriktiven Umgang mit der Musik bekannt: Im Gottesdienst sollte nicht gesungen werden. In Zürich und Bern wurden sogar die Orgeln herausgerissen. Nicht aber in Basel, wo einige Jahre nach der Reformation im Basler Münster wieder ein (katholischer) Organist aus Solothurn angestellt wurde.Das zeigt den verschiedenen Umgang mit der Musik nach der Reformation. In Genf führte Jean Calvin im Gottesdienst den einstimmigen Psalmengesang ein, bekannt geworden als sogenannte Genfer Psalter; diese “Hugenotten- Psalmen” wurden im 20. Jahrhundert auch in katholische Gesangbücher übernommen. Die Reformationslieder wurden in Europa und in Amerika musikgeschichtlich bedeutsam. Nicht nur Johann Sebastian Bach, auch viele andere bedeutende Komponisten wie Jan Pieterszoon Sweelinck, Dietrich Buxtehude, Johann Ludwig Krebs, Felix Mendelssohn und Max Reger haben solche Melodien in ihre Kompositionen aufgenommen. Hilmar Gertschen wird an der Kollegiumsorgel einige davon spielen. Zuvor wird Angelo Garovi einen Vortrag über die Musik kurz vor und nach der Reformation halten und die verschiedenen Richtungen reformatorischer Musik und ihre Weiterführungen (auch in katholischen Regionen) aufzeigen. So wurden etwa in der katholischen Bruderklausen-Wallfahrtskirche zu Sachseln um 1637 Reformationslieder auf der Orgel gespielt – was vielleicht einen anderen Blickwinkel auf die Musik nach der Reformation wirft.