Das Schweizer Neue Musik-Duo UMS’nJIP ist eines der profiliertesten Ensembles für Neue Musik der Gegenwart. Über 1400 Konzerte, 300 Uraufführungen in 40 Ländern, u.a. an der Biennale Venedig, sowie mehr als 35 internationale Preise säumen ihren musikalischen Weg. In diesem Programm spüren sie der Gattung des Kunstliedes nach und präsentieren zwei Zyklen nach Gedichten von Du Fu und Erzählungen von Franz Kafka, dessen 100. Todesjahr 2024 gefeiert wurde.
PROGRAMM
Mathias Steinauer
Einfalt, op.33, 2019-21
11 Lieder zu Textfragmenten von Du Fu (712-770)
und Visuals von John Lavery (1856-1941)
für Stimme/Synthesizer & Blockflöte/Projektion
Javier Hagen/JIP
eeiiuü-bccghhkknrrtz (ich bin zurückgekehrt), 2020/2022
UA der Version für Stimme, Blockflöten und Zuspielband
Text: Franz Kafka, aus: Erzählungen
PROGRAMMNOTIZEN
Einfalt bezeichnet eine gewisse Begrenztheit des Verstandes und Geradheit des Urteils (...). Sie kann auch als die Abwesenheit von Ziererei, falscher Rücksichtnahme, Verstellung und Unredlichkeit verstanden werden (...) (F. Kirchners Wörterbuch, 1907)
Auch unserer Spezies ist wohl nur eine begrenzte Zeit gegeben. Seit Jahrtausenden scheinen wir im Kern fast entwicklungsunfähig und stecken in den immer gleich fatalen Lebenssituationen und Sehnsüchten. Was sich ändert ist die Art und Weise wie einzelne von uns dies auszudrücken vermögen: Früchte unseres Daseins. (M.St.)
Originalhandschriften von Du Fu gibt es keine. Das Chinesisch der Tang-Zeit klang ziemlich anders als das heutige und hatte auch andere Worttöne. Niemand liest diese Gedichte heute in der alten Aussprache. Das ist die Crux der seit über 2000 Jahren unveränderten chinesischen Schriftzeichen, die anders als etwa deutsche Handschriften des Mittelalters die Aussprache nicht festhalten, welche sich dann eben nur noch hypothetisch rekonstruieren lässt. Das moderne Chinesisch hat vier Worttöne, den ebenen, steigenden, fallenden und den tiefen. Die heutigen Töne stimmen aber nicht mit jenen der Tang-Zeit überein. Rhythmisch ist das Chinesische als monosyllabische Sprache im Vergleich zu europäischen Sprachen eher monoton. (Raffael Keller, 2019)
UMS'nJIP und das Kunstlied. Über 300 Auftragswerke und 1400 Konzerte in über 40 Ländern haben UMS'nJIP seit 2007 hinter sich und dabei einzelne Werke – und dies ist in der Neuen Musik weltweit beinahe einmalig – über 100 Mal gespielt. Parallel zu ihrer Arbeit als Interpreten sind sie auch als KomponistInnen tätig und wurden für ihre Werke 35 Male international ausgezeichnet. In ihrer Arbeit hinterfragen sie immer wieder klassische Gattungen - in diesem Fall das Kunstlied. Die dem Kunstlied innewohnende Raffinesse auf kompositorischer wie textlicher Ebene ist eine besondere Herausforderung. Die persönliche Affinität und Anlage des Duos (Stimme, Blockflöten und Elektronik) bieten ein reizvolles Terrain für eine ganz besondere Annäherung an eine Gattung, welche wie kaum eine andere eine Symbiose von Text und Musik zu erreichen wusste.
MITWIRKENDE
UMS'nJIP
Ulrike Mayer-Spohn, Blockflöten/Elektronik
Javier Hagen, Stimme/Elektronik
Infos UMS'nJIP:
http://umsnjip.ch/
https://de.wikipedia.org/wiki/UMS_’n_JIP
https://youtu.be/lBhiGttDM2Y (Ensemblepräsentation)
https://www.youtube.com/@umsnjip/playlists (Playlists)
http://facebook.com/umsnjip
http://instagram.com/umsnjip
http://umsnjip.ch/program-steinauer-einfalt.htm
Eintritt frei (Kollekte), beschränkte Platzzahl, Reservation erbeten.
Link zur Website: http://mebu.umsnjip.ch